Am Wochenende habe ich ein Coaching für eine Kundin mit einer weißen Großpudelhündin, die sie aus, sagen wir mal, nicht optimaler Haltung, übernommen hat.
Wir treffen uns zweimal täglich für ca. 1,5h zum Training. Eine liebe gemeinsame Bekannte hat ihr Unterschlupf für unser Trainingswochenende gewährt. Um einen ersten Eindruck zu bekommen machen wir morgens einen gemeinsamen Spaziergang. Ally darf mit, so oft hat man ja nicht die Gelegenheit einen Großpudel kennen zu lernen. Hunde anderer Rassen haben häufig das Problem mit Pudeln, dass sie aufgrund des frisierten „Krönchens“ ein bisschen bedrohlich aussehen, als hätten sie den Kamm gestellt. Dazu haben sie die hohe Rute und einen sehr aufrechten und tänzelnden Gang. So machen sie schon mal den Eindruck, wie der Platzhirsch aufzutreten. Da kann sich der ein oder anderen hündischen Zeitgenosse schon mal provoziert fühlen 🙂
Also mache ich mit Ally da heute schon mal Präventionsarbeit.

Wie sich raus stellt, ist die Pudeldame ausgesprochen nett und freundlich und Ally lässt sich nur kurz durch ihre imposante Erscheinung beeindrucken. Danach wird getestet, ob sie sich zum Spielen auffordern lässt. Klappt prima, also dürfen sie mal ein Ründchen laufen. Ich nehme solche Ablenkungen immer gerne um unsere Kommandos „schau“ und „hiiiier“ zu generalisieren. Zusätzlich übe ich, dass man auch, wenn man aufgeregt ist, trotzdem an lockerer (Schlepp)Leine gehen muss. Wenn die Leine auf Spannung kommt, bleibe ich stehen, wie gehabt, und warte, bis Ally die Spannung von selber lockert, dann lobe ich und sie darf weiter laufen. Je nach dem, wie aufregend das ist, wo sie grade hinmöchte, kommt die Leine natürlich schnell wieder unter Spannung. Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Wenn sie die Spannung raus nimmt, gebe ich ihr Leine (dafür die Schleppleine) und sie darf zur Belohnung da hin, wo sie ursprünglich hin wollte. Damit vermittele ich ihr, wenn du einfach nur ziehst um da hin zu kommen, hast du keinen Erfolg. Wenn du aber aufhörst zu ziehen und Kontakt mit mir aufnimmst, dann darfst du zur Belohnung dahin, wohin du möchtest.
Die zweite Variante ist, wenn die Leine auf Spannung kommt, dann schnalze ich kurz und locke sie an meine linke Seite, gehe ein paar Schritte, während ich sie lobe, „suuuper machst du das, tolle, Maus“, dann kommt das „tack“ und die Belohnung. Bei der Gabe der Belohnung achte ich drauf, dass sie sich dann auch noch in der Position neben dem Bein befindet. Ich stelle immer häufiger fest, dass sie sich, wenn ich stehen bleibe auf mein kurzes Schnalzen hin, schnell an meine Seite sortiert. Das ist prima, das würde für die Zukunft heißen, wenn ich es konsequent trainiere, dass der Zug auf der Leine das Signal wird die Fußposition einzunehmen. Bis dahin muss ich nur noch das Schnalzen und das Stehenbleiben abbauen. Die Strecke, die sie neben mir geht verlängere ich durch variable Belohnung.
Leider kommt Ally bei diesem Spaziergang auch an einen Zaun, der Strom führt. Ich hatte nicht damit gerechnet, weil ich keine Pferde gesehen habe. Zum Glück läuft sie nicht panisch davon, sondern kommt sofort zu mir gelaufen. So kann ich die negative Erfahrung sofort mit etwas positivem überdecken. Ich rubbele sie und sage ganz fröhlich, „hey, das war doch toll, so klasse gemacht, jippiiiiieeee“ (wenn mir jemand zugehört hätte, der hätte sicher gedacht, ich nehme die falschen Pillen), dann habe ich ganz viele Leckerchen auf den Boden gestreut und sie mit „such, such, such“ motiviert sie zu finden und zu fressen. Ich habe Glück und sie ist nicht so schockiert und panisch, dass sie nicht auf mein Kasperletheater eingehen würde. Ganz kurz schüttelt sie sich einmal und flitzt weiter. Glück gehabt!