Tauben und Stress-Test

Auch wenn Weihnachten mit einem kleinen Welpen im Haus etwas in den Hintergrund gerät, so müssen doch ein paar Weihnachtseinkäufe sein. Ally kommt also mit in die Stadt. Der Rucksack ist ihr schon sehr vertraut und sie reist gerne 1. Klasse auf „Papas“ Rücken. So ziehen die Beiden dann auch los, während ich ein paar Geschenke shoppe. 40 min. später treffen wir uns wieder. Auf dem Marktplatz darf Ally dann raus aus dem Rucksack und sich ein wenig umschauen. Sie entdeckt die Tauben, die sich um die Marktstände tummeln. Das ist aber spannend. Ich hocke mich neben sie auf den Boden und wir beobachten ganz still das Geschehen.

Mein Mann sagt, geh doch was näher mit ihr ran. Nein, das werde ich nicht tun. Wenn wir näher ran gehen, dann könnte es sein, dass Ally doch versucht an die Tauben ran zu kommen, die fliegen auf und das könnte Jagdverhalten auslösen. Das möchte ich auf jeden Fall verhindern. Sie soll lernen, dass ruhiges Anschauen das richtige Verhalten bei eigentlich jeder Begegnung ist.

Ally beim Weihnachtseinkauf

Die Eindrücke vom Ausflug verschläft sie erst einmal wieder zuhause.

Heute Nachmittag begleitet Ally mich dann zum Reiterhof eines Freundes. Pferde anschauen. Das beeindruckt sie schon ein bisschen, die sind wirklich groß. Auch das geklapper der Hufe auf dem Pflaster verunsichert sie erst mal. Ich biete ihr Support und Schutz, aus dem heraus sie sich das anschauen kann. Entweder hocke ich neben ihr auf dem Boden oder sie ist auf meinem Arm und kann die großen Tiere Nase an Nase beschnuppern.

Ich mache in diesen Situationen immer den Keks-Test. So lange sie Kekse nimmt, ist die Situation für sie nicht wirklich bedrohlich, sie hat nur geringen Stress. Würde der Stresslevel zu hoch gehen, dann würde sie nicht mehr fressen. Das sind einfach zwei unterschiedliche hormonelle Funktionskreise. Unter Angst und Stress würde ein Tier niemals fressen, da gibt es nur fight or flight. Im Umkehrschluss heißt das, so lange Ally noch Futter nimmt, sind wir im grünen Bereich und das Fressen beruhigt sie eher.

Nimmt sie kein Futter mehr, müsste ich ggf. die Distanz, in diesem Fall zum Pferd, vergrößern. Ein bisschen Stress muss und darf ein Welpe haben, das ist wichtig, weil er lernen muss, damit umzugehen und die Erfahrung zu machen, dass das zwar vielleicht kurz mal doof ist, man das aber durchaus aushalten kann und dass der Mensch Support leistet. An diesen Situationen wächst ein Welpe. Wenn der Stress aber zu groß ist, er sich in der „fight or flight“-Gemütsverfassung befindet, dann lernt er nicht, höchstens, dass auf seinen Menschen kein Verlass ist. Da ist dann auch ein „da muss er durch“ völlig kontraproduktiv. Come into my life … aus Sicht des Hundes die Situation wahr nehmen. sensibel sein, Support und Alternativverhalten anbieten. Und auch durchaus den Hund mal aus der Situation nehmen, wenn man merkt, jetzt ist es zu viel.

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