Pubertier sein

Auch uns hat es erwischt … Der Tag an dem aus diesem zauberhaften kleinen, flauschigen Welpen ein Pubertier wird. Der Tag an dem sie den Kreis verlassen, dieser Kreis in dessen Mittelpunkt wir stehen, wo sich die ganze Welt um uns dreht, das kleine Welpending bemüht ist uns nicht aus dem Auge zu lassen unsere Nähe und Aufmerksamkeit sucht.
Das ist der Tag, an dem sie feststellen, dass die Welt da draußen außerhalb dieses Bannkreises verdammt spannend ist.

Ich kann sogar den Tag benennen: Freitag 14. Februar 2020, Spaziergang an der Sieg. Meine kleine Ally, die bisher super zuverlässig auf kurze Ansprache und mein Rückrufsignal reagierte, sagt „nö!“ Aber sowas von „nö!“, als sei sie von akutem Gehörverlust betroffen. Keinerlei Reaktion, sie geht unbeirrt ihren Weg weiter, schnüffelt, stöbert, ignoriert mich.

Wow, ich hatte gehofft, wir haben noch etwas Zeit, aber die Zeichen sind klar zu erkennen. Ich gebe zu, es trifft mich auch ein bisschen in diesem Moment.

Die Pubertät beim Hund ist wie beim Menschen sowas wie Großreinemachen im Hirn. Da werden mal alle Verdrahtungen gekappt, da wird geschaut, was wird gebraucht? Was kann weg? Für einige Wochen und Monate herrscht da Chaos und könnte man in den Kopf reinschauen wäre da ein großes Schild „Under construction“.

Das erklärt auch, warum unsere so fleißig aufgebauten, trainierten und generalisierten Signale zwischenzeitlich nicht abrufbar sind, da ist grade eine Verbindung gekappt. Die gute Nachricht ist aber, das geht nicht verloren, das war auch nicht umsonst. Wenn nämlich die Verbindungen vorher schon recht stabil waren, dann werden sie auch als relevant erkannt und zügig wieder in Betrieb genommen.

Bis dahin gilt es Geduld zu haben und immer im Hinterkopf, es wird wieder besser. Ich werde im Training jetzt wieder ein bisschen zurück gehen mit den Erwartungen. Es geht nicht darum etwas laufen zu lassen, ich werde auch weiterhin darauf bestehen, dass Ally die Signale befolgt, die ich gebe. Ich werde sie aber wieder stärker unterstützen und ihr Hilfestellung geben.

Für einen jungen Hund ist diese Phase unglaublich wichtig, auch was die Beziehung zu seinem Menschen angeht. Jetzt entscheidet sich, ob wir zuverlässige Sozialpartner sind oder ob wir jetzt uncool werden 😉

Noch die Sabberfäden vom Zahnwechsel und dann schon Pubertier

In dieser Zeit hört man häufig, dass der Hund bockig ist, dass er jetzt gezeigt bekommen muss, wer der Herr ist, dass er Dominanzverhalten zeigt. Dadurch entstehen dann emotional aufgeladene Situationen. Druck wird aufgebaut, der unweigerlich zu Gegendruck führt. Die ganze Situation schaukelt sich auf.

Während der Pubertät ist zwar im Großhirn Baustelle, dafür läuft aber das Lymbischen System, das Zentrum für Emotionen, auf Hochtouren. Es scheint also nicht ratsam jetzt auf Konfrontation mit dem Junghund zu gehen. Besonders, wenn man bedenkt, dass gerade in dieser Zeit schlechte Erfahrungen besonders nachhaltig abgespeichert werden. Viele junge Hunde werden in dieser Zeit plötzlich wieder ängstlicher, fremdeln plötzlich obwohl bisher fremde Menschen toll waren.

Jetzt braucht es Gelassenheit und jede Menge Qualitätszeit. Denn genau so, wie sich negative Erfahrungen einprägen, sind die kleinen Pubertiere jetzt auch für positive Emotionen sehr empfänglich.

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