Heute Vormittag habe ich einen Termin und Ally muss zwei Stunden mit den Mädels und „Papa“ alleine bleiben. Man(n) erzählt mir später, dass sie den alten Damen wohl ganz schön auf die Nerven gegangen ist und jetzt mal mit Nachdruck auf Aufmerksamkeit pocht. Das macht sie leider mit lautstarkem Bellen. Das muss sofort auf die Blacklist … Bellen und Kläffen ist ein No Go und muss sofort unterbunden werden! Das werde ich im Auge behalten.
Jörg zieht sie dann auch irgendwann aus dem Geschehen und bringt die kleine Terroristin in der Box unter. Das wird aber nur sehr, sehr widerwillig toleriert und als ich nach Hause komme, wird mir das auch sofort entgegen geschrien. Nützt nix, wir müssen warten, bis Ruhe ist. Macht sie dann auch, nicht lange, aber es reicht um sie mit gutem Gewissen aus der Box zu lassen.
Wir machen einen kleinen Ausflug, alleine. Im Dorf, etwa 200 m entfernt, hat eine Freundin von mir eine Tierphysio Praxis. Ally trägt ihr Geschirr und läuft an der Leine. Das macht sie wirklich toll. Das erste Mal eine längere Strecke mit einem Ziel. Sie ist interessiert und schnuppert entlang des Wegs immer mal wieder. Wenn sie vor läuft und kurz Spannung auf die Leine kommt, bleibe ich sofort stehen und locke sie zurück an meine linke Seite. Auch hier geht meine Hand mit dem Leckerchen wieder zu ihrer Nase und ich „ziehe“ sie in die Position, die ich belohnen möchte: An lockerer Leine neben meinem linken Bein, Nase in Fahrtrichtung. Da lasse ich sie noch ein zwei Schritte an meiner Hand laufen, dann belohne ich sie.
In der Praxis darf Ally sich alles anschauen, auch hier bewegt sie sich wieder völlig angstfrei und unbefangen. Alex hat so ein kleines Wackelbrett, was auf den Fliesen klappert, wenn es kippelt. Ich verteile ihr ein paar Leckerchen darauf. Die ersten ein zwei Mal ist sie irritiert, wenn sie drauf tritt und es klappert. Ich halte das Brett ein bisschen fest, damit sie drauf steigt, dann lasse ich es wieder vorsichtig los. Klapp … schon uninteressant.
Auf dem Rückweg probiert Ally eine neue Taktik aus. Wenn sie nach vorne läuft und Spannung auf die Leine kommt, dann kann man doch auch einfach versuchen die Leine durchzubeißen. Äh …. blöde Idee Ally! Ich nehme ihr unaufgeregt die Leine aus dem Maul und halte ihr gleichzeitig ein Leckerchen vor die Nase und „ziehe“ sie mit der Hand wieder in die Belohnungsposition (locker, links, Bein, s.o.) Als ich merke, dass sie das zu Methode machen möchte ist klar …. nach müde kommt blöd. Ich nehme sie, um allen Diskussionen aus dem Weg zu gehen, kurzerhand auf den Arm und trage sie die letzten Meter nach Hause. Das ist eine Situation, wo Training keinen Sinn mehr macht und es besser ist, bevor alle Beteiligten schlechte Laune bekommen, die Sache abzubrechen. In dem Alter kann das noch ganz schnell gehen, aber GsD ist sie in dem Alter auch noch so klein, dass ich sie auf den Arm nehmen kann 😉
Im Hinterkopf mache ich mir eine Notiz :“Frustrationstoleranz und Impulskontrolle üben.“
Vor dem Schlafen setze ich das dann auch in eine Mini Einheit in die Tat um. Keks in die Hand nehmen, zur Faust schließen. Ally schnuppert daran und versucht sofort mit Pfoten, Zähnen, Kratzen daran zu kommen. Wow, das macht sie ganz schön ausdauernd. Na, um so besser, dass wir es üben. Ich lasse sie gewähren und beobachte ganz genau, wann sie zum ersten Mal ablässt und sich kurz zurück nimmt. In dem Moment öffne ich die Hand und sage „nimms dir“. Ich wiederhole das ganze noch drei, vier Mal. Dann merke ich, dass sie versteht. Sie schnuppert kurz, dann lässt sie ab und ich öffne die Hand. Beim letzten Mal warte ich noch einen Moment und …. jippppiiiiiie, wie im Bilderbuch: Sie setzt sich hin. Super Mädchen! „That’ll do“. Jetzt kannst du schlafen, damit das Gelernte auch aus dem Kurzzeitgedächtnis „eigelagert“ werden kann.