Am 5. Dezember um 8.30 geht es los. Petra bringt mir die kleine Maus zum Auto und setzt sie in die Faltbox auf dem Rücksitz.

Vor uns liegen 715 km Fahrt. Das Navi sagt, ca. 7,5h. Das ist eine Ansage mit einem 10 Wochen alten Hundebaby im Gepäck. Die ersten 30 min. jammert sie herzzerreißend.
Nützt nix, auf so einer langen Fahrt kann ich sie nicht auf dem Schoß halten, da geht Sicherheit vor. Sie beruhigt sich und liegt ruhig in der Box. Ich glaube, sie macht kein Auge zu.
Nach gut 3h machen wir die erste Pause. Doppelt gesichert, am Halsband und Geschirr trage ich sie an einem ruhigen Autobahnparkplatz zu einem Grünstreifen. Sie ist ein klein wenig verunsichert, Rute ist unten und auch die Öhrchen etwas zurück gelegt, aber von Panik keine Spur. Ganz brav macht sie Pippi, wird dafür überschwänglich gelobt. Weil es ganz schön frisch ist, setzen wir unsere Reise auch gleich fort. Wieder einige Proteste in der Box, dann wird es ruhiger. Sie scheint aber nicht zu schlafen, nur ab und an sehe ich, dass sie den Kopf ablegt.
Zwei Stunden später, die Sonne scheint mittlerweile, machen wir eine längere Rast. Ally ist entspannt schnuppert und schaut den fliegenden Blättern nach. Das Geschirr und Halsband machen ihr überhaupt kein Problem, sie läuft fein an der Leine.
Weiter geht’s auf die letzten zwei Stunden. Immer mal wieder beschwert sie sich, dass es jetzt doch sehr lang und auch sehr langweilig ist. Aber bald haben wir es geschafft.
Zu Hause angekommen, warten unsere beiden alten Damen schon auf uns. Mein Mann geht zuerst rein und begrüß sie, um Ally und mich dann an der Seitentür rein zu lassen. Ich trage Ally rein und lasse unsere beiden Hunde sie auf meinem Arm beschnüffeln. Ich hocke mich hin, so dass sie Ally in aller Ruhe begutachten können. Das ist sehr, sehr unaufgeregt. Die alten Hasen beschließen, dass das einzige was man mit diesem Ding tun kann ist, es so zu ignorieren, dass es an seiner Existenz zweifelt. Das ziehen die beiden durch und Haley hat anscheinend im Rudel schon gelernt, dass man erwachsenen Hunden tunlichst nicht auf die Nerven geht. So ist die Begrüßung und der erste Abend völlig unspektakulär. Das Einzige, das alle interessiert, wann gibt es endlich Futter? Ally wurde schon bei ihrer Züchterin gebarft, daher bekommt sie auch heute im neuen Zuhause gleich eine Barf-Malzeit, die sie in ihrer Box bis auf den letzten Krümel verschmatzt.
Fressen in der Box ist cool, länger darin aufhalten nicht so …. natürlich beginnt sie zu Jammern und zu Jaulen, möchte raus. Jetzt geht es so ein bisschen darum, wer die besseren Nerven hat … wir müssen da durch. 20 min Jammern, dann schläft sie. Bis 3.30 Uhr dann weckt sie mich, ich habe neben ihr auf dem Sofa geschlafen. Ich trage sie in den Garten und sie macht unverzüglich Pippi. Toll! Große, wenn auch in der Nacht etwas verhaltene, Freude. Schnell wieder rein und in die Box. Puh, das ist nicht lustig. Sie protestiert lautstark. Mein Mann kommt dazu und bietet an, mit ihr im Garten zu spielen, bis sie müde ist. Hallo? Möchtest du zukünftig immer morgens um halb vier im Garten stehen und mit dem Hund spielen?
Ich entscheide, dass sie in der Box bleibt und lernt, sich wieder abzuregen. 30 min später schläft sie wieder. Ab und an fragt sie, ob ich noch da bin, ich bestätige das mit ruhiger Stimme. Gemeinsam hören wir ein bisschen Musik und schlafen noch mal bis 6.30 Uhr.
Dann ist auch erst mal gut mit Schlafen. Ich trage sie wieder raus in den Garten, wo sie erst mal einige Runden flitzt und sich an ihrer wiedergewonnenen Freiheit freut. Großes Geschäft erledigt, prima. Schnell wieder rein. Wir spielen ein bisschen mit einem alten Socken. Wenn ich ihn ihr weg nehme, halte ich kurz die Hand unters Maul, wenn sie los lässt, sage ich „Danke“ und gebe es ihr sofort wieder zurück. Ich verstecke die Socke unter der Decke. Spannend, gefunden! Ich setze mich ins Körbchen gegenüber, sie kommt mit der Socke … juhuuuuu großes Kino. Einmal abgeben, „Danke“ und sofort wieder zurück bekommen. Noch einmal verstecken, „Danke“, knuddeln … „That’ll do“ unser Wort für Ende des Spiels (später Ende des Trainings).
Ich hole mir einen Kaffee und beachte sie nicht weiter. Sie hat ein Spielzeug ins Körbchen geschleppt und kaut ein bisschen dran rum. Dann kommt sie zu mir und möchte zu mir auf Sofa … oh nein, kleine Prinzessin, das sind Privilegien … die gibt es erst später. Ich halte eine Hand vor die Brust und stelle sie wieder auf vier Füße, “runter“, „good Girl“. Das Verhalten kurz korrigieren und für richtiges Verhalten loben. (Das „runter“ gebe ich in dem Moment, wo alle vier Füße auf dem Boden sind. Damit benenne ich das Verhalten. So kann ich es später als Alternativverhalten bei Anspringen von Menschen z.B. benutzen, oder um sie irgendwo runter zu schicken, siehe Sofa 😉 )
Den Rest des Tages verbringen wir mit gegenseitigem Vertraut machen. Ich beobachte Ally im Kontakt mit Lucy und Paula, schaue wann sie Zeichen gibt, dass sie sich vielleicht lösen muss. Ich bringe sie immer wieder zur gleichen Tür raus in den Garten. Schon am zweiten Tag kann man sehen, dass sie sich immer die gleiche Ecke im Garten aussucht zum lösen.
Sie hat ein zwei Spielzeuge, mit denen sie sich beschäftigt, an denen sie rum nagt und sie rum trägt. Am liebsten sammelt sie alles im Körbchen.
Wenn ich abends merke, dass sie müde wird, trage ich sie noch mal zum Lösen raus und bringe sie in die Box. Das findet sie erst nicht so lustig und protestiert lautstark. Aber nach etwa 15 min wird der Protest weniger und sie legt sich zum Schlafen.
Sie schläft bis 5.30 Uhr, dann trage ich sie in den Garten. Sie macht Pipi und schläft danach bis 8 neben dem Sofa auf dem Boden.
Ich füttere Ally regelmäßig in der Box und gebe ihr auch immer wieder ein Hasenöhrchen zum Kauen in der Box oder streue ein paar Brocken Trockenfutter rein, wenn ich sie rein setze. Häufig ist sie dann erst mal ruhig und kaut und frisst um dann kurz darauf gegen das „Gefängnis“ zu protestieren, zum Teil recht lautstrak durch Bellen und Jaulen. Doch jetzt ist klar, da darf ich nicht drauf eingehen, denn sie würde sehr schnell lernen, dass sie als Reaktion auf ihr Gezeter aus der Box kommt. Das wäre kontraproduktiv und würde im Endeffekt nur dazu führen, dass ihr Protest immer ausdauernder und heftiger würde, weil sie denkt … irgendwann muss es doch mal wieder klappen. Ich achte also darauf, dass ich die Tür der Box nur öffne, wenn sie still ist.
Wie das Weinen und Schreien von Menschenkindern, so ist auch
das Jammern von Hundekindern, in einer Frequenz, die dafür gemacht ist schnell
Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn man zum Beispiel vom Rudel getrennt wurde. So
hört es sich sehr dramatisch an, wenn sie protestiert, schreit und jammert.
Doch die Entscheidung ist getroffen, dass sie zu ihrer eigenen Sicherheit
lernen soll, in der Box zu schlafen und auch kurze Zeit dort mal alleine zu
sein. Also ziehen wir es durch 😉